Editorial FUNKAMATEUR 1/2025
Funkamateure und Technik
Amateurfunk ist ein Hobby mit einer über 100-jährigen Geschichte und war von Anfang an eng mit der Entwicklung der drahtlosen Kommunikationstechnologie verknüpft. Die Faszination, die davon ausgeht, hat Generationen technikbegeisterter Menschen inspiriert, zu experimentieren und selbst Geräte zu bauen – eine Begeisterung, die bis heute anhält.
Ich kann dies gut nachvollziehen, weil mein Interesse für Funktechnik seinerzeit ausschlaggebend dafür war, die Amateurfunkprüfung abzulegen. Mein Ziel war damals die offizielle behördliche Erlaubnis, im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen mit selbstgebauter Technik HF-Energie abstrahlen zu dürfen. Mit der Zeit wurde mir dann bewusst, dass dies nur einer von vielen Aspekten unseres Hobbys ist, wenn auch ein wichtiger. Weltweite Funkverbindungen mit Gleichgesinnten auf verschiedenen Frequenzbändern gehören ebenso dazu, wie das gemeinsame Funken in der Contest-Gruppe und auf dem Fieldday.
Unser Hobby ist alles andere als elitär: Es steht allen offen, unabhängig davon, ob sie eine technische Vorbildung haben oder nicht. Vieles lässt sich erlernen, wenn der Wille und die Neugier groß genug sind. So mancher Funkamateur wusste früher nicht, was ein Schaltkreis oder ein Antennenkoppler ist und lötet heute wie selbstverständlich ein Bausatzgerät zusammen, repariert die Anschlussbuchse seiner Antenne und baut mit seinen Funkfreunden im Ortsverband etwa einen Sequenzer für die gemeinsame Contest-Station.
Zuweilen ist heutzutage davon die Rede, dass die Zukunft des Selbstbaus im Amateurfunk in der digitalen Signalverarbeitung und SDR-Technik liege. Gemeint ist speziell die Programmierung entsprechender Software. Zum Teil mag dies stimmen, denn deren unbestreitbare Vorteile im Vergleich zur herkömmlichen Technik sind höhere Flexibilität und Leistungsfähigkeit. Gegen eine größere Verbreitung im Selbstbaubereich sprechen aber hohe technische Hürden und Kosten sowie eine geringe „Greifbarkeit“, was für viele Funkamateure ein großer Nachteil ist. Klassische Technologien werden daher wahrscheinlich auf absehbare Zeit für den Selbstbau attraktiver bleiben, da sie eine niedrigere Einstiegsschwelle ermöglichen.
So weiß etwa jeder Hobbytelegrafist, dass man für einen CW-Transceiver keine SDR-Technik benötigt. Selbst für den Bau vieler nützlicher Zusatzbaugruppen für die Funkstation braucht man kein abgeschlossenes Hochschulstudium. Dabei muss man nicht einsam im Shack werkeln. Gerade das gemeinschaftliche Basteln im DARC-Ortsverband oder in anderen Gruppen macht nicht nur Spaß, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. Das Beispiel der über eintausend an Funkamateure und Ortsverbände verkauften Bausätze für einen Radio-DARC-Empfänger spricht für sich.
Viele Funkamateure werden sich noch an Peter Zenker, DL2FI, erinnern.Kaum jemand hierzulande stand über ein Vierteljahrhundert hinweg mit seinen Projektideen und interessanten Fachvorträgen so eindrucksvoll für den Selbstbaugedanken wie er. Dabei schaffte DL2FI es nicht nur, eine große Bastlergemeinschaft zu motivieren und zu begeistern. Er erreichte mit seinen Bausätzen zudem einen breiten Kreis an Interessenten und berücksichtigte dabei unterschiedliche fachliche Voraussetzungen. Sein früher Tod im März 2020 bedeutete einen großen Verlust.
Wir haben es uns mit unserer Zeitschrift unter anderem zur Aufgabe gemacht, durch die Vorstellung interessanter Bastelprojekte sowie das Angebot von Bauelementen und Bausätzen in unserem Online-Shop den Selbstbau weiterhin zu fördern. Wenn Sie, lieber Leser, ein nützliches elektronisches Gerät gebaut haben und Ihr kleines Projekt gern anderen Funkamateuren und Elektronikbastlern zugänglich machen möchten, zögern Sie nicht, uns zu schreiben.
Wir freuen uns über jede realisierte gute Idee.
Peter Schmücking, DL7JSP