BBC Droitwich 198 kHz und die Stromzähler
2025-06-09
Im deutschen Stromnetz wurden in der Zeit, wo man nachts nicht wusste wohin mit dem Strom, weil man die Atomkraftwerke nicht runter regeln konnte, Waschmaschinen und vor allem Nachtspeicherheizungen zu günstigeren Tarifen versorgt. Die Steuersignale dafür waren als Niederfrequenz der Netzspannung aufmoduliert. Zukünftig sollen auf ähnliche Weise über Funk steuerbare Smart Meter und Wallboxen genutzt werden, um Elektroautos günstig zu laden.
In England hat man ähnliche Tarife für Nachtspeicherheizungen oder Warmwasserboiler, Economy 7 und Economy 10 mit sieben oder zehn Stunden dynamisch von den Stromversorgern gesteuerten Nachtstrom. Zur Steuerung dient das Teleswitch System, das mittels Phasenmodulation des BBC-Senders Droitwich mit 500 kW auf 198 kHz übertragen wird. Diese Technik, die ohnehin landesweit übertragene Langwellenfrequenz mitzunutzen, bekam sogar den Queens Award of Technology.
Heute ist jedoch das Problem, dass auch in England die AM-Sender immer weniger gehört werden und die BBC Langwelle fast gar nicht mehr. 2011 verkündete die BBC bereits, dass sie den Sender abschalten will, wenn einer der letzten beiden damaligen Senderöhren ausfällt. Diese werden schon lange nicht mehr hergestellt und es gab weniger als zehn Reserveröhren weltweit. Auch mit einem stromsparenden PWM-Modulator benötigt der Sender für 500 kW Sendeleistung immer noch viel Strom. Eine Unterschriftenaktion gegen die Abschaltung erbrachte gerade einmal 50.000 Unterschriften. Deswegen trägt inzwischen die Energiewirtschaft die kompletten Sendekosten, doch Ende Juni diesen Jahres soll nun endgültig abgeschaltet werden.
Das Problem: Ende Oktober 2024 gab es immer noch 800.000 Teleswitch-Empfänger, Ende März dieses Jahrs immer noch 430.000 und nur etwa 1000 Geräte können pro Tag ausgetauscht werden. Die Regulierungsbehörde Ofgem, die für die Energiewirtschaft zuständig ist so wie die Ofcom für Rundfunk und Telekommunikation spricht inzwischen Bußgelddrohungen aus, wenn die Stromversorger die Umstellung nicht schaffen und auch wenn es insgesamt drei synchronisierte Sender auf 198 kHz sind, reichen die beiden Stützsender mit je 50 kW in Burghead und Westergien ohne Droitwich nicht aus, um das System am Leben zu erhalten.
So wird die ursprünglich geniale Mitnutzung der Langwelle zur Fernsteuerung der Stromzähler jetzt in England zu einem Problem.
DL2MCD, tnx Info Jörn Krieger