Die selbstzerstörende Videokassette - aufgeschraubt
2024-10-26
Viele Erfindungen waren ihrer Zeit voraus – oder auch hinterher. „2view“ war beides. Einerseits nahm es vorweg, was später in den USA mit DIVX und anderen Systemen versucht wurde – eine nur einmal abspielbare DVD, die statt in Videotheken im normalen Elektronikhandel zum Leih- statt Kaufpreis verkauft werden sollte.
„2view“ war eine VHS-Kassette, auf der ein Spielfilm aufgezeichnet war, der aber sich nach dem zweiten Abspielen löschte. Auch hier war die Idee, dass der Käufer so statt einer abgenudelten Kassette aus der Videothek, die er dann auch noch korrekt zurückgespult rechtzeitig zurückbringen musste, eine nagelneue Kassette im Laden bekam, die nur den Preis einer Leihkassette hatte – und danach immer noch als Leerkassette für eigene Aufzeichnungen zu gebrauchen war. Also das Umweltproblem der selbstzerstörenden DVDs vermied.
Eigentlich eine geniale Erfindung, die aber nur mit insgesamt sechs Spielfilmen umgesetzt wurde, und dies nur in den Niederlanden als Testmarkt. Das System scheiterte – einerseits, weil es sich mit einer Büroklammer austricksen lassen ließ, die den Löschmechanismus blockieren konnte. Andererseits, weil zu jener Zeit, als es auf den Markt kam, jeder Spielfilme lieber auf den neuen DVDs ansehen wollte als auf VHS-Kassetten mit ihrer schlechteren Qualität und der Spulerei.
In diesem Youtube-Video hat sich ein neugieriger Techniker aus Großbritannien die Mühe gemacht, eine noch unbenutzte 2view-VHS-Kassette auszuprobieren und schließlich zu zerlegen, um den (mechanischen) Löschmechanismus zeigen zu können. Ein kaum bekanntes, interessantes Stück Technikgeschichte.
In einem zweiten Video hat er die V-Lite-VHS-Kassette zerlegt, die in den USA für kurze Werbefilme verwendet wurde und nur 52 g statt über 200 g auf die Waage brachte. Damit war ihr Versand billiger, die Entsorgung jedoch ein großes Problem. Auch hier setzte die DVD dem Format ein Ende, welche sich wortwörtlich leichter verschicken ließ.
DL2MCD