Vor 50 Jahren: Microcomputer-Betriebssystem CP/M
2024-08-07
Im Spätsommer 1974 lief CP/M erstmals auf Hardware. Es wurde zu einem der ersten plattformübergreifenden Betriebssysteme für Mikrocomputer, das es erlaubte, die gleichen Anwendungsprogramme auf verschiedenen Rechnersystemen zu nutzen.
Für heutige Verhältnisse war CP/M unvorstellbar klein und einfach. Das gesamte Betriebssystem ist weniger als 200 kB groß, und der speicherresidente Teil des Kernels belegte nur etwa 3 kB. Mehr konnte die damalige Hardware auch gar nicht unterstützen.
Dr. Gary Kildall entwickelte CP/M in seiner Freizeit als Dozent an der Naval Postgraduate School in Monterey, Kalifornien. Nebenbei arbeitete er für ein kleines, fünf Jahre altes Technologieunternehmen namens Intel, das an seinem zweiten Mikroprozessor, dem Acht-Bit-Prozessor 8008, arbeitete. Zunächst schrieb Kildall eine kleine Programmiersprache für den 8008, die er in Anspielung auf IBMs PL/I PL/M (Programming Language for Microprocessors) nannte. Da es noch keine funktionierende 8008-Hardware gab, stellte er einen Prototyp auf einer DEC PDP-10 her. Er schrieb auch einen Treiber für eines der ersten 8-Inch Floppy-Disk-Laufwerke von Shugart.
1980 lief CP/M dann bei einem Preis von 70 US-Dollar in Millionenstückzahlen auf über 200 unterschiedlichen Rechnern. Doch die Adaption auf die 16-Bit-Architektur des neueren Intel 8086 / 8088, wie er im IBM PC verbaut wurde, dauerte IBM zu lange: Als die dafür gedachte Version CP/M-86 endlich fertig war, hatte eine Firma namens Microsoft kurzerhand das von Seattle Computer Products SCP entwickelte QDOS aufgekauft, das eigentlich nur ein Provisorium sein sollte, bis CP/M-86 fertig ist, daraus MS-DOS gemacht und dieses zu günstigeren Konditionen an IBM lizensiert, die es nun als PC-DOS anboten.
Gary Kindall starb im Juli 1994.
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