Solarer Sturm langsamer als erwartet
2014-01-14
Eine heftige Sonneneruption der höchsten Klasse X ereignete sich am 7. Januar 2014 kurz nach 1830 UTC. Auf Youtube gibt es mehrere Videos, die dieses Ereignis dokumentieren, zum Beispiel hier. Eruptionen dieser Größenordnung sind in der Lage, Satelliten zu beschädigen und auf der Erde den Funkverkehr zu stören sowie Überlandstromnetze in Mitleidenschaft ziehen.
Sonnenphysiker hatten seit Tagen schon mit Eruptionen in der aktiven Sonnenfleckenregion AR1944 gerechnet. Diese Region ist momentan direkt auf die Erde gerichtet (Quelle: NASA/SDO/HMI), deshalb waren die Prognosen zum Weltraumwetter durchaus besorgniserregend. Das "biologische Risiko" für Astronauten durch die hochenergetische Sonnenstrahlung könnte erhöht sein, ebenso könnten Passagiere in Flugzeugen auf Polrouten einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt sein, warnte die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Vorsorglich hatte auch die US-Weltraumbehörde NASA den für 8. Januar geplanten Start des privaten Versorgungsraumschiffs Cygnus mit Ziel Internationale Raumstation ISS kurzfristig verschoben.
Der koronale Massenauswurf (CME) ist zwar auf der Erde inzwischen angekommen, er war aber schwächer als erwartet und hatte sich bisher nicht nennenswert im Erdmagnetfeld bemerkbar gemacht. Entgegen der Vorhersagen strömte der Großteil des CME an der Erde vorbei, leichtere geomagnetische Störungen und eine erhöhte Polarlichtaktivität sind aber immer noch möglich.
Letztendlich fiel der solare Sturm langsamer aus als erwartet. Je langsamer die Sonnenpartikel, desto geringer sind ihre Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld. Zwar überwacht ein ganze Reihe von Satelliten die Sonne und zeichnen von Ausbrüchen bis zum langsamen Pulsieren der Sonne alles auf. Täglich entstehen dreidimensionale Fotos und Datenmengen in der Größenordnung von einigen Terabyte. Dennoch bleibt eine entscheidende Phase im Dunkeln. Satelliten sind zwar in der Lage, den Beginn und die Intensität einer Sonneneruption aufzuzeichnen, aber die weitere Entwicklung eines Sturms lässt sich daraus nicht ableiten. Es ist nämlich kaum abschätzbar, wie sich das Magnetfeld der Sonne nach einer Eruption verändert. Weltraumwetter-Prognosen sind in der Tat schwieriger und unzuverlässiger als die Vorhersagen der Wetterentwicklung auf der Erde.
Die aktuelle Sonneneruption mit der Stärke X1.2 bewertet. Dramatische Schäden wären bei dieser Intensität auch im Falle eines "Volltreffers" nicht zu erwarten gewesen.
Die Klassifizierung erfolgt übrigens nach der maximalen Röntgenstrahlungsenergie der Flares (betrachtet wird der Wellenlängenbereich 0,1 bis 0,8 nm). Üblich ist die Einteilung in die fünf logarithmischen Klassen A, B, C, M und X. Innerhalb dieser Klassen gibt es weitere (nicht-logarithmische) Unterteilungen zwischen 1,0 und 9,9. Die Klasse A reicht von 10-8 bis 10-7 W/m2, während die Klasse X ab 10-4 W/m2 beginnt.
Erreicht der Flare den Wert 10,0, wird er der nächsthöheren Klasse zugeteilt (M10 entspricht also X1). Nur in der höchsten Klasse X sind auch Werte größer als 10 möglich. Zum Vergleich: Die Intensität des Halloween-Sturms von 2003 hatte man zunächst mit X28 angegeben und später auf X45 hochgestuft.
DG4MHM