Staßfurter D-Zug zu besichtigen
2016-07-06
Im kleinen Rundfunkmuseum der Freunde der Staßfurter Rundfunk- und Fernsehtechnik e.V. in der sachsen-anhaltinischen Stadt Staßfurt ist ein Exponat zu besichtigen, das wohl weltweit seinesgleichen sucht: der Staßfurter D-Zug. Dieses Rundfunkgerät gehörte zu den ersten, die 1923 röhrenbestückt in Staßfurt gebaut wurden.
HiFi-Türme hat man damals wie bei der Deutschen Reichsbahn hintereinandergehängt. Siemens, Telefunken, AEG und ESWE haben es genauso gemacht, um ihre Kunden nach Kassenlage "Wagen" später nachkaufen zu lassen. Die einzelnen Gehäuse wurden mit Kontaktstreifen untereinander verbunden, der Begriff "D-Zug" ist allerdings erst später geprägt worden.
Der Nachbau des Staßfurter D-Zugs war eine handwerkliche Herausforderung für unseren Autor Horst Siegismund, DL1XR. Die Knöpfe hat er aus Palisander gedrechselt und mit chinesischer Tusche geschwärzt. Die Gehäuse sind aus massiver Eiche und mit Ammoniakdampf geräuchert – man glaubt ihnen sogar das hohe Alter. Die versenkten Röhrensockel sind selbst angefertigt.
Beim Audion musste Horst "schummeln", denn lokale MW-Sender sind bekanntlich abgeschaltet. Ein UKW-Billigradio ist am Abstimmknopf angeflanscht, aber mit einer RE134 als NF-Endröhre sowie Trichter-Lautsprecher (ein Geschenk von Vereinsmitglied Reiner Wachsmuth aus Bernburg) klingt es wie 1924.
Obwohl nicht alle elektrischen Teile aus den Anfängen der Rundfunkentwicklung in Staßfurt stammen, ist dieses Gerät eine große Bereicherung der Sammlung und zeigt den Besuchern, wie das Rundfunkhören vor fast 100 Jahren begann und wie Staßfurt daran teilhatte. Die Sehenswürdigkeit sowie die ständige Erweiterung der Ausstellung können gerne als Anlass genommen werden, als Einzelperson oder als Gruppe in den Vereinsräumen in der Löderburger Str. 94 reinzuschauen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 8 bis 14 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr; die Betreuer sind jedoch bereit, bei Voranmeldung individuellen Wünschen entgegenzukommen.
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Tnx Info DL1XR