Herbstliche Tropo-Saison und Prognosemöglichkeiten
2013-09-27
Der Zeitraum 22. bis 25. September markierte nicht nur den Start in die herbstliche Tropo-Saison, sondern wartete über Mitteleuropa mit einer DX-Intensität auf, die teilweise sogar die Rekord-Condx vom Oktober/November 2012 in den Schatten stellten. Die mit Abstand besten Bedingungen boten dabei die Tage 23. und 24. September, allerdings zeigte dabei die Wetterlage nicht das klassische Hochdrucklagenmuster. Zwischen zwei umfangreichen Tiefdruckgebieten mit Zentren über dem Nordatlantik (westlich von Irland) und östlich des Baltikums stellte sich über Mitteleuropa eine gradientschwache Druckverteilung ein, wobei aus dem westlichen Mittelmeerraum Warmluft insbesondere in Richtung Frankreich und Britische Inseln strömte. Darüberhinaus bildete sich eine schwach ausgeprägte Hochdruckzelle mit Kern über dem Ärmelkanal aus. Diese an für sich wenig spektakulär erscheinende Wetterlage bescherte allerdings extrem scharfe Inversionsgrenzflächen, die man in solcher Intensität sonst nur über (sub)-tropischen Gewässern findet.
Hinzu kam, dass sich die Inversion in relativ großer Höhe (1400 bis 1500 m über NN) befand, was nicht nur auf 2 m und 70 cm sehr viele Funkkontakte über mehr als 1000 km bescherte. Auch im UKW-Rundfunkband konnten im südlichen Oberbayern und sogar in Oberösterreich zahlreiche Sender aus England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden empfangen werden, und das stabil über viele Stunden hinweg und mit erstaunlich hohen Feldstärken. Die maximalen Distanzen betrugen 1243 km (Oberbayern) bzw. 1360 km (Oberösterreich). Interessanterweise ging es auf den Amateurfunkbändern nicht viel weiter (von wenigen Ausnahmen abgesehen); die meisten Verbindungen kamen zwischen Deutschland/Österreich auf der einen Seite und Frankreich/England am andere Ende des Wellenleiters zustande.
Der Duct war so stark, dass selbst im 6-m-Band einige Funkverbindungen mit Distanzen über 500 km getätigt werden konnten. Bekanntlich ist das "Magic Band" in bezug auf Tropo-Überreichweiten alles andere als magisch...
Man beachte, dass die Tropo-DX-Prognosekarten von William Hepburn diese ungewöhnlich starken Condx einige Tage im voraus richtig prognostizierten. Dies gilt auch für neuen Karten von Pascal Grandjean, F5LEN, der offensichtlich erst seit diesem Sommer Tropo-Prognosekarten im Internet anbietet. Die Prognosen der F5LEN-Karten unterscheiden sich leicht von den Hepburn-Karten, beide kommen aber zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Zu beachten ist allerdings, dass den F5LEN-Karten eine gröbere Skaleneinteilung bzgl. der DX-Intensität zugrundeliegt. Sie sind nur für Europa und für die Region zwischen der Iberischen Halbinsel und EA8 verfügbar, während die Hepburn-Karten nahezu den gesamten Globus und somit auch die Tropen abdecken, weswegen bei diesen Karten eine Erweiterung der Skala notwendig ist.
Schön anzusehen bei F5LEN ist jedoch die Animation der insgesamt 31 Prognosekarten, wobei man die automatisch ablaufende Bildersequenz stoppen kann, wenn man mit der Maus auf eine Karte klickt. Sie haben eine größere zeitliche Auflösung als die Hepburn-Karten, zumindest die ersten 18 Karten liegen im Drei-Stunden-Intervall vor (also bis zum Prognosezeitraum 60 Stunden), danach vergrößert sich das Intervall auf sechs Stunden. Die Prognosen reichen bis 192 Stunden in die Zukunft, was einem Zeitraum von acht Tagen entspricht. Zumindest im Herbst, wenn sich stabile Hochdruckwetterlagen einstellen, sind sinnvolle Prognosen über so lange Zeiträume durchaus möglich.
Tnx Info DG4MHM