Media Broadcast versteigert UKW-Sendeanlagen
2017-11-29
Der Privatisierung fällt weitere Infrastruktur zum Opfer. Media Broadcast, seit 2015 zur Freenet AG (z. B. mit Mobilcom-Debitel) gehörend, trennt sich von seinen UKW-Sendern. Seit dem 27. November versteigert das Unternehmen etwa 900 UKW-Sender und dazugehörige 700 Antennenanlagen. Ein Teil der ursprünglichen gut 1000 Anlagen wurde bereits vorab verkauft. Mieten für Standort, Betriebskosten usw. muss der Erwerber selbst tragen.
Interessant ist dies für private Rundfunkanbieter, denen ihr Sender dann auch gehören wird, oder für Investoren, die ihre Sender wie bisher Media Broadcast an die Programmanbieter vermieten können. Dabei hätten sie die Preisgestaltung unter eigener Kontrolle, sodass der Sendebetrieb teurer werden kann. Da geplant ist, DAB+ zum künftigen Alleinstandard an Stelle von UKW auszubauen, sieht Media Broadcast langfristig keine Verwendungsmöglichkeit für die Sendeanlagen, obwohl die vollständige Abschaltung des UKW-Netzes noch in weiter Ferne steht.
Der UKW-Sender am Berliner Fernsehturm (Alexanderplatz) steht ebenso auf der Verkaufsliste wie die Sender am Nürnberger Funkturm Schweinau (Beitrag im FUNKAMATEUR 4/2017) und am Frankfurter Fernsehturm. Etwa 50 Millionen Euro erhofft sich Media Broadcast, wobei große Anlagen wie der Berliner Fernsehturm-Sender bis zu 300 000 € kosten sollen, kleine Füllsender sind schon für weniger als 10 000 € im Angebot. Die Versteigerung erfolgt als sog. holländische Auktion mit absteigenden Preisen, der tatsächliche Erlös kann also geringer sein.
Sender, die keinen Käufer finden, werden stillgelegt, sodass das gegenwärtige bundesweit flächendeckende UKW-Netz bald Lücken haben könnte, voraussichtlich besonders in ländlichen Gebieten.
DL2MCD, WES