"Digitale Dividende": Nun wollen Behörden die DVB-T2-Frequenzen
2022-05-20
Seit über 20 Jahren sehen sich öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Telecom-Unternehmen als Konkurrenten. Zunächst in Sachen Internet, das nach Ansicht mancher Intendanten dem Rundfunk dienen sollte und nicht der Telekommunikation, doch dann konkret bei den UHF-Fernsehfrequenzen: Die oberen Kanäle wurden durch die frequenzsparende Digitalübertragung frei ("digitale Dividende") und neu dem Mobilfunk zugewiesen für LTE.
Doch mit der Weltfunkkonferenz 2023 (WRC-23) stehen nun auch die Frequenzen des UHF-Band IV von 470 bis 694 MHz zur Verhandlung, die den Rundfunksendern noch zur terrestrischen Fernsehübertragung (DVB-T2) verblieben sind. Und inzwischen [DWDL.de] wollen auch Polizei/Feuerwehr/Katatstrophenschutz (BOS) und Militär ins bisherige Fernsehband.
Ende 2021 haben sich ARD, ZDF, Deutschlandradio und die im Vaunet organisierten Privatsender mit Sennheiser, Media Broadcast, der Initiative SOS – Save Our Spectrum, dem Zentralverband der Elektroindustrie und den Landesmedienanstalten zur Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen zusammengeschlossen: Die drahtlosen UHF-Mikrofone, wie sie auf Konzerten, Kongressen und in Kirchen genutzt werden, senden in den Lücken zwischen den Fernsehkanälen. Sie mussten schon einmal umziehen bei der Umstellung auf DVB-T2 und der Preisgabe von Band V, mit dem Verlust von Band IV wäre für sie endgültig Sendeschluss. Auch für 5G-Broadcast werden die klassischen Fernsehfrequenzen benötigt. Doch während einige Teile der Politik zum Rundfunk halten, sehen andere die innere Sicherheit ohne die Freigabe der DVB-T2-Frequenzen gefährdet.
Auf der Branchenmesse Anga Com wurde im Panel "Die Zukunft der Rundfunk- und Kulturfrequenzen" der bisher im Verborgenen schwelende Streit öffentlich. Die Rundfunksender beklagen [cablevision-europe.de] dabei, dass BOS und Militär ihre Bedarfsanmeldung nicht einmal begründen wollen, weil "geheim" und so alle Bemühungen um eine Lösung blockieren.Die Bundesnetzagentur will eine kooperative Nutzung - nur wie sähe die dann aus? Wenn in Notsituationen wie dem Hochwasser in der Eifel Rundfunkfrequenzen den Mobilfunk- und/oder Hilfsdiensten übertragen würden, wäre dies ja keine für die Bevölkerung wirklich hilfreiche Lösung, die genau dann plötzlich von Rundfunkdiensten abgeschnitten wäre, wo diese besonders wichtig würden.
DL2MCD