Ein Atomkraftwerk läuft Tag und Nacht nur für den Standby-Verbrauch unserer Geräte - Stimmt das?
2011-10-28
Im Shack schaut es aus wie auf der Kommandobrücke der USS Enterprise: Hier blinkt das Packet-Radio-Modem, dort flackert die Squelch-LED am Funkgerät, und der PC macht gerade seinen nächtlichen Backup. Der Strom? Kommt aus der Dose, ist ja genug von da. Wir sind ja nicht am Fieldday, wo extra ein Generator laufen muss.
Doch so in jeder Ecke nachts bunt leuchtend schaut es nicht nur bei Elektronikern und Funkamateuren aus: In jedem modernen Wohnzimmer laufen Tag und Nacht ein fernbedienbarer Fernseher, eine fernbedienbare Stereoanlage, ein fernbedienbarer DVD-Spieler, dann vielleicht auch noch ein fernbedienbarer Satelliten-Empfänger oder noch der klassische - ebenfalls fernbedienbare - Videorekorder. Es leuchtet, blinkt - und frisst elektrische Energie, auch wenn alles schläft und niemand fernsieht. Übers Jahr bei "Wenigguckern" mehr als für den aktiven Betrieb. Hinzu kommt die in immer mehr Haushalten zu findende Computeranlage: PC mit Standby-Stromversorgung, Drucker und Bildschirm mit Standby-Versorgung. Einen richtigen Netzschalter findet sich an all diesen Geräten wenn überhaupt, dann nur unzugänglich auf der Rückseite: Der normale Einschalter vorne am Gerät ist immer nur ein Standby-Schalter.
Richtig ausgeschaltet wird heute leider gar nichts mehr, nicht einmal mehr gewöhnliche Stehlampen: Wer sich beispielsweise bei Ikea extra für 49 € eine LED-Leuchte beschafft, um Strom zu sparen, wird zuhause nach dem Auspacken und Zusammenbauen verärgert feststellen, daß diese den schön deutlich in der Zuleitung platzierten "Netz"-Schalter leider erst nach dem (in der Ausstellung versteckten) Netzteil hat, das folglich Tag und Nacht in Betrieb bleiben und Strom verbrauchen muss, womit der gesamte Energiespareffekt sofort wieder zum Teufel ist und der teure Kauf leider gar nichts für die Umwelt tut. Aber Stromsparwillen und Investitionsbereitschaft des Verbrauchers muss halt von der Industrie sofort mit dem genau gegenteiligen Effekt bestraft werden.
Zwar gibt es neue EU-Normen, die den Standby-Verbrauch reduzieren sollen. Zukünftige Geräte werden also sparsamer, wenn sie "aus" sind. Doch die bereits vorhandenen Geräte will man deshalb ja nicht wegwerfen, das wäre weder umweltschondend noch finanzierbar.
Es wird immer wieder gesagt, ein ganzes Atomkraftwerk liefe Tag und Nacht, nur um diesen "Bereitschaftsbetrieb" unserer Geräte zu gewährleisten. Stimmt das?
Nein, es stimmt nicht! Ein Atomkraftwerk reicht bei weitem nicht, zweie kommen schon eher hin!
Wer also "abschalten" will, kann gleich bei sich zuhause anfangen: Je eine Steckdosenleiste mit Schalter an die Funkanlage, an die Videoanlage und an den Computer helfen bereits viel, sofern keines der Geräte eine Dauerstromversorgung benötigt, um seine Daten nicht zu verlieren oder programmierte Aufzeichnungen durchführen zu können. Es schützt einen auch davor, dass eins der vielen Netzteile nach einigen Jahren Dauerbetrieb abbrennt und einen im Schlaf ersticken lässt.
Allerdings sollte man dann auch wirklich bei Nichtgebrauch konsequent abschalten und nicht den leuchtenden Schalter an der Steckdosenleiste auch noch als weiteren unnötigen Stromverbraucher Tag & Nacht brennen lassen...
DL2MCD