IARU: Positionspapier zu elektromagnetischen Störungen
2020-06-15

Die Internationale Amateurfunk-Union IARU hat der CISPR ein Papier vorgelegt, das sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung wie z. B. "Internet aus der Steckdose" auf den Störpegel beim Funkempfang beschäftigt. Die CISPR ist innerhalb der International Electrotechnical Commission IEC für das Thema "elektromagnetische Störungen" verantwortlich. Die Vorlage wurde von Dr. Martin Sach, G8KDF, und Torre A. Worre, LA9QL, erarbeitet. Wie der Vorsitzende der IARU Region 1, Don Beattie, G3BJ, auf Anfrage von Nils Schiffhauer, DK8OK, mitteilte, befindet sich das derzeit 26-seitige Manuskript bereits in seinem üblichen redaktionellen Abstimmungsprozess innerhalb von CISPR.
Es resümiert die sprunghafte Verbreitung digitaler Technologien innerhalb der letzten 20 Jahre auf diesem Gebiet und stellt die Ergebnisse theoretischer wie praktischer Untersuchungen den bisherigen Grenzwerten sowie den Messungen der ITU-R gegenüber. So habe sich die Anzahl von LED-Leuchtmitteln allein in den USA von Null im Jahre 1984 auf rund acht Milliarden im Jahr 2020 erhöht. Weltweit stieg die Markdurchdringung auf 53 %. Ebenfalls weltweit werden nun 40 Millionen PLC-Modems betrieben.
Die Voraussetzungen, unter denen die heute noch geltenden Grenzwerte entstanden, hätte sich entscheidend zum Schlechteren für Funkamateure und Kurzwellenhörer geändert. Dazu trägt auch eine veränderte Technologie der Geräte bei, die zu überproportional stärkeren Störungen führe – etwa von Schaltnetzteilen, die z. T. rund um die Uhr in Betrieb seien. Auch seien Solaranlagen mit ihrem Breitbandrauschen ein wachsendes Problem.
Die bisherigen Schutzmechanismen für den Amateurfunk hätten nicht genügend gegriffen. Die Grenzwerte der Ausnotchung von Amateurfunkbereichen bei PLC-Modems seien um über 10 dB schlechter als vorgeschrieben.
Die IARU hat ein Modell entwickelt, das die aufsummierte Entwicklung dieser Störungen bei verschiedenen Städtemodellen im Nah- und Fernfeld zeigt. Gestützt werden die Berechnungen durch systematische und professionelle Messungen in der Praxis, wie sie unter Beteiligung niederländischer Funkamateure entstanden. Demnach liegt der Störpegel heute um rund 14 dB über den bislang gültigen Werten der ITU (Business Area).
Durch die ionosphärische Ausbreitung betreffen derartige Störungen weite Gebiete, wie etwa die BNetzA bei ihren Messungen in der Nordsee mit 10 dB bis 20 dB Anstieg des Hintergrundrauschens herausfand. Eine weitere Gefahr im Bereich 9,5 bis 17,5 MHz geht vom Eisenbahn-Kommunikationssystem Euroloop aus, das Daten via Leckleitung entlang der Trassen sendet.
Wenngleich sich das Papier der IARU vornehmlich um die Frage dreht: "Wie haben sich elektronische Geräte und ihre Auswirkung auf den allgemeinen Störpegel entwickelt?", so legen die Daten, die Messungen und die Modelle schon jetzt eine solide Grundlage für den nächsten Schritt, mit dem die IARU die Verbesserung der Situation in Angriff nehmen will.
Tnx Info DK8OK