James-Webb-Teleskop: Hauptspiegel erfolgreich entfaltet
2022-01-11
Das Hubble-Weltraumteleskop machte zuletzt Schlagzeilen, weil der Hauptcomputer streikte, wir berichteten. Es wurde 1990 ausgesetzt und ist bis heute unentbehrlich, weil sich der Start des als Nachfolger gedachten James-Webb-Teleskops verzögerte: Erst an Weihnachten 2021 konnte dieser stattfinden.
Allerdings wird das neue Teleskop nicht in einer erdnahen Umlaufbahn stationiert wie Hubble, sondern am 1,5 Mio. km entfernten Lagrange-Punkt. Damit ist es weniger störenden Einflüssen ausgesetzt, doch auch weit schwieriger an seinen Standort zu bringen und in Betrieb zu nehmen. Zumal der Hauptspiegel mit 6,5 m Durchmesser auch fast dreimal so groß ist wie der von Hubble. Er wird deshalb zusammengeklappt transportiert und erst vor Ort im All entfaltet. Letzteres ist nicht ohne Risiko, wenn man sich an den glücklosen TV-Sat 1 erinnern, dessen Solarzellen nicht ausgeklappt werden konnten.
Doch Start, Reise und nun das Entfalten des Sekundärspiegels und dann des Hauptspiegels am vergangenen Wochenende haben gut geklappt. Dieser bislang größte ins All geschossene Spiegel besteht aus 18 goldbeschichteten Segmenten. Anders als beim Hubble-Weltraumteleskop gibt es keine Möglichkeit für Astronauten, das Teleskop zu erreichen und zu reparieren.
Bis das Teleskop von ESA, NASA und CSA für Beobachtungen genutzt werden kann, vergehen noch Monate. Die Umlaufbahn muss korrigiert und die 18 Hauptspiegelsegmente äußerst genau ausgerichtet werden. Auch die wissenschaftlichen Instrumente sind zu kalibrieren. Ob alles gelingt, lässt sich dabei nur den zur Erde gesendeten Telemetriedaten entnehmen – eine Kamera, um dies zu kontrollieren, ist nicht an Bord. Dies wäre zu kompliziert, schon beginnend bei der Frage der richtigen Belichtung und der Temperatur. Die der Sonne zugewandte Seite würde unter extremer Blendung und Kontrastproblemen leiden und eine Kamera auf der kalten Seite müsste bei kryogenen Temperaturen arbeiten.
Die Bewegung der einzelnen Spiegelsegmente aus ihrer Startkonfiguration wird voraussichtlich etwa 27 Tage nach dem Start abgeschlossen sein. Eineinhalb Tage später wird das Teleskop in eine HALO-Umlaufbahn um den Lagrange-Punkt L2 einschwenken. Es wird anschließend einige Wochen dauern, bis die Instrumente im Erdschatten ausreichend abgekühlt sind und fünf weitere Monate, um alles zu testen und zu kalibrieren
DL2MCD