Re-Monopolisierung im Glasfaserbereich?
2024-11-08
Am 7. November beging der Breitbandverband ANGA sein 50-jähriges Bestehen. Verbandspräsident Thomas Braun mahnte auf der Festveranstaltung: ""Das Aus der Ampel-Koalition darf nicht dazu führen, dass kritische Entscheidungen in der Digitalpolitik verschleppt werden. Wir brauchen jetzt ein starkes Bekenntnis der Politik zum Wettbewerb."
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch eine im Auftrag der ANGA erstellte Marktstudie zum Glasfaserausbau vorgestellt, in der Trends, Wettbewerbsentwicklung und Herausforderungen analysiert werden. Die Studie stellt fest, dass die durchschnittliche Anschlussdatenlast bis 2030 um den Faktor 2,4 bis 3,7 ansteigen werde. Dabei könnten die Anforderungen von KI-gestützten Videodiensten und Cloud-Gaming-Anwendungen nicht mehr von bestehenden DSL-Anschlüssen abgebildet werden. Dies werde mittelfristig die Nachfrage nach leistungsfähigen Gigabit-Anschlüssen und insbesondere Glasfaser stärken. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Ausbautempos werde eine Versorgung aller Wohngebäude in Deutschland frühestens 2034 erreicht – und damit das Glasfaserziel der gegenwärtigen Bundesregierung verfehlt.
Voraussetzung für eine gute Auslastung der Glasfasernetze ist, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz abschaltet. Allerdings gebe es für die Telekom in Ausbaugebieten von Wettbewerbern hohe wirtschaftliche Anreize, das Kupfernetz weiter zu betreiben und auch weiter zu vermarkten. Dies reduziere die Kundenzahlen auf den Glasfasernetzen und damit die Impulse für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsunternehmen in Deutschland.
Die teilnehmenden CEOs großer deutscher Netzbetreiber wie Vodafone, Deutsche Glasfaser und Tele Columbus stellten fest, dass politischer und regulatorischer Handlungsbedarf bestehe. Die Bundesnetzagentur müsse ihre Aufgabe ernst nehmen und schnell die Rahmenbedingungen für die Kupfernetz-Abschaltung festlegen, damit diese wettbewerbsneutral und diskriminierungsfrei erfolge. Der Telekom das Handeln allein zu überlassen, wäre fatal für Deutschland. Es drohe eine Re-Monopolisierung im Glasfaserbereich, die dem Wettbewerb, den Verbraucherinteressen und letztendlich dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden werde.
Die ANGA vertritt Unternehmen, die Milliarden Euro in den Ausbau eigener Glasfasernetze und damit in die Lebensadern für eine erfolgreiche Digitalisierung investieren. Dazu zählen sowohl bundesweite als auch regionale und lokale Anbieter ebenso Geräteausrüster. Sie versorgen insgesamt rund 20 Mio. Haushalte in Deutschland mit Internet und Fernsehen.
WES