Relaisnetz in Ostdeutschland entstand vor 45 Jahren
2024-03-01
Die Berliner 2-m-Relaisfunkstelle Y21O, damals federführend von Olaf Hentschel, Y23FO, heute DL7VHF, betreut, arbeitet heute unter dem Rufzeichen DB0BRL und seit Mai 1984 immer noch auf 145,725/145,125 MHz (Kanal R5 bzw. RV58) am alten Standort in JO62RM auf einem Hochhaus an der Landsberger Allee, früher Leninallee.
Klingt das Errichten einer Relaisfunkstelle heute ziemlich banal, war so etwas in der damaligen DDR-Mangelwirtschaft mit einem sehr hohen personellen und organisatorischen Aufwand verbunden. Selbst die Beschaffung einer Tüte Gips oder geleimter Wandmalfarbe für das Shack der Relaisfunkstelle stellte ein nicht unerhebliches Problem dar.
Weite Teile der Hardware der Relaisfunkstellen entstanden im Selbstbau; so baute Bernd Petermann, heute DJ1TO und Senior-Berater beim FUNKAMATEUR, den Rufzeichengeber für Y21O. Auch der Selbstbau der Diplexer (Frequenzweichen für die Relaiseingabe- und Ausgabefrequenz – bei 2-m-Relais nur 600 kHz entfernt, das sind lediglich 0,4 % der Betriebsfrequenz), s. a. [1], stellte seinerzeit eine ingenieurtechnische Meisterleistung dar, die vor dem Hintergrund der damaligen materiellen Bedingungen gar nicht hoch genug bewertet werden kann.
1983 war das Relaisnetz der DDR praktisch flächendeckend, siehe Bild, wenn man von sehr dünn besiedelten Gegenden absieht. Auch wenn die damals für den Amateurfunk zuständige staatliche Organisation GST zunehmend für die Bereitstellung von Hardware für die Relaisfunkstellen sorgte, wollten die zuständigen OMs stets das Letzte an Empfindlichkeit und damit Reichweite „herauskratzen“. In der DDR nicht verfügbare Transistoren für rauscharme und zugleich großsignalfeste Empfangsvorverstärker wie etwa BFT66 kamen meist dank der „West-Omi“ zum Einsatzort. So schaffte es Bernd Wackermann, Y21HH, jetzt DL1HRA, mit dem damaligen Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik in Teltow sogar einen Vertrag zur Herstellung von 145-MHz-Quarzfiltern (!) für das DDR-Relaisnetz abzuschließen.
Beachtung verdient auch die Technik auf Seiten der Nutzer. Die bereits genannte GST versuchte, interessierten Mitgliedern ausgemusterte kommerzielle Funktechnik der Typenreihen UFT-4xx (Handfunkgeräte) und UFS-601 (Mobilgeräte) zur Verfügung zu stellen. Dies griff in bedeutender Zahl jedoch erst ab etwa Mitte der Achtzigerjahre – in dieser Zeit erschien auch eine große Zahl von Anleitungen für Umbauten, Erweiterungen und Verbesserungen im FA. Gleichwohl war die kommerzielle DDR-Funktechnik durchaus auf der Höhe ihrer Zeit, so verbrauchte ein Handfunkgerät UFT-420 im Stand-by-Betrieb nur etwa 35 mA. Bitte vergleichen Sie dies einmal mit heutigen kommerziellen 2-m-Handfunkgeräten!
Wer es konnte, baute sich in der Anfangsphase seine Technik für den Verkehr über Relaisfunkstellen selbst. Das war jedoch nicht ganz einfach, denn Quarzfilter waren generell und insbesondere mit FM-Bandbreite Mangelware und im offiziellen RFT-Handel nicht zu bekommen. Die auf 2 m auch heute noch übliche Relaisablage 600 kHz (Differenz zwischen Sende- und Empfangsfrequenz) bot jedoch eine ganz andere Möglichkeit, die in FA 7/1980 erstmals detailliert beschrieben wurde: Handelsübliche 455-kHz-ZF-Bandfilter ließen sich durch Kondensatorwechsel mühelos auf 600 kHz umrüsten. Dank der niedrigen ZF war mit Spulenfiltern eine ausreichende Selektion erreichbar. Auf Basis dieses Schaltungsprinzips und weiteren Bauanleitungen im FA, z. B. FA 12/1983 bis FA 4/1984 von Y25RD, entstanden zahlreiche Geräte.
Red. FA/-rd
[1] Steffen, F.; Y24TL, Schaefer, D.; Y24DL: Duplexer für UKW-Relaisstationen. FUNKAMATEUR 32 (1983) H. 1, S. 34 ff.