SETI@home geht in Rente - doch es gibt Alternativen
2020-04-18
Zur Jahrtausendwende waren Bildschirmschoner noch sehr gefragt. Wer keine Toaster fliegen lassen wollte, nutzte gerne den Bildschirmschoner von SETI@home (erster Bericht war im FA 11/99, S. 1212 ff.). Dieser suchte in Aufnahmen des Arecibo-Radioteleskops nach Spuren extraterrestrischen Lebens. Die Leistung aller angeschlossener privater Rechner war weit höher als die eines normalen Rechenzentrums.
Dazu bekam jeder, der mitmachte, ein Datenpaket zugeschickt, das der PC bearbeitete, wenn der Bildschirmschoner angesprungen war und der PC somit nichts mehr zu tun hatte. Am Laptop war das allerdings keine Freude, weil dessen Lüfter dann durch die hohe CPU-Belastung auf volle Touren ging.
Bildschirmschoner sind seit dem Wechsel von Bildröhren zu LCD kein Thema mehr, SETI@home lief trotzdem 20 Jahre weiter, nun als eigenständiges Programm. Es wurde gefolgt von ähnlichen Projekten wie Einstein@home zum Suchen von Gravitationswellen sowie Projekten zur Berechnung von Molekülen zur Virenabwehr.
Nun sind die Tage von SETI@home gezählt: Zwar wurden keine Signale von Außerirdischen gefunden, doch sind alle Radio-Aufnahmen von Himmelsregionen bearbeitet, man ist "durch". Wer mit seinem Rechner weiter der Allgemeinheit helfen will, kann ihn nun aktuell beispielsweise nach Abwehrmitteln für das Corona-Virus suchen lassen. Dieselbe Software, die SETI@home nutzte, BOINC, kann bei Science United andere Astronomie-Projekte, Primzahlen, Umweltdaten oder eben Daten aus der Biomedizin berechnen.
DL2MCD