"Space-BACN": Wenn Militär- und Zivilsatelliten kommunizieren
2022-08-15
Space-BACN (Space-Based Adaptive Communications Node), gesprochen "Space-Bacon", also "Weltraumspeck", ist kein neuer Film von Mel Brooks [Wikipedia]. Es handelt sich vielmehr um ein Projekt der DARPA [youtube.com], der US-Verteidigungsforschungsbehörde.
Mobiltelefone in unterschiedlichen Netzen (Telekom, Vodafone...) konnten von Anfang an gegenseitig angerufen werden, mit Roaming auch im Ausland. SMS gingen dagegen anfänglich nur im eigenen Netz. Ebenso können die Satelliten der neuen tieffliegenden Satellitennetze (LEO) zur Internetversorgung wie Starlink zwar miteinander kommunizieren, nicht nur zeitraubend über Bodenstationen und teils bereits breitbandig mit optischen Übertragungen, aber nicht mit anderen derartigen Systemen wie denen von Amazon oder gar militärischen Netzen. In Notfällen wie der Bergrettung hat man dann über Satellit keine Verbindung, wenn nicht alle Beteiligten im selben Netz sind.
Dies soll Space-BACN beenden, ein preigünstigeres neues optisches Kommunikationssystem, mit dem neu gestartete Satelliten schnell, einfach und sicher große Datenmengen austauschen können, auch wenn sie zu unterschiedlichen Konstellationen gehören.
Die DARPA bittet daher um Ideen für ein standardisiertes optisches Endgerät, von dem sich die Behörde erhofft, dass es künftige Netze miteinander verbindet und gleichzeitig die so genannten "100 cubed"-Anforderungen erfüllt. Das bedeutet, dass das Endgerät einen Durchsatz von mindestens 100 Gbit/s haben, weniger als 100 W verbrauchen und weniger als 100.000 US-$ kosten soll, um die Akzeptanz bei den derzeitigen und zukünftigen Erbauern von Satellitennetzen zu fördern.
Um die Entwicklung von Systemen zur Unterstützung des Space-BACN voranzutreiben, bittet die DARPA auch um Vorschläge für drei ihrer Ansicht nach wichtige technologische Komponenten des Systems.
Die erste ist eine kostengünstige Optik, die alle gebräuchlichen Infrarot-Wellenlängen nutzen und in eine erschwingliche Einmoden-Glasfaserleitung einspeisen kann, was eine kostengünstige, verlustarme Übertragung ermöglicht. Das zweite ist ein rekonfigurierbares Modem, das verschiedene Wellenformen unterstützen kann. Das letzte Teil wäre ein "konstellationsübergreifendes Kommando- und Kontrollsystem", das alle verschiedenen Netze automatisch zu einem zusammenhängenden Ganzen koordiniert.
Die meisten gegenwärtigen LEO-Satelliten sind "Wegwerfsatelliten" mit einer Lebensdauer von nur drei bis fünf Jahren. Sie werden also bald ersetzt, und diese neuen LEOs könnten dann eine Space-BACN-Schnittstelle haben.
Das US-Militär will also zivile und militärische Satelliten vernetzen, damit auch Zivilisten die Militärnetze nutzen können? Nein, so selbstlos denkt die DARPA natürlich nicht. Space-BACN soll vielmehr umgekehrt auch dem US-Militär dabei helfen, seine Kommunikationsnetze weniger anfällig zu machen, indem es mehrere Redundanzen für den Fall vorsieht, dass einzelne Satelliten oder sogar ganze Netze in künftigen Konflikten durch feindliche Handlungen ausgeschaltet werden. Dann sollen also Jeff Bezo oder Elon Musk mit ihren Satelliten aushelfen.
Die US-Luftwaffe hat bereits eine gemeinsame Operation mit SpaceX durchgeführt, bei der das Starlink-Netzwerk im vergangenen Jahr bei einer Übung eingesetzt wurde. Amazon und Intel sind ebenfalls bereits mit im Boot, pardon, Raumschiff.
DL2MCD