Sporadic E auf 144 MHz – bis weit nach Mitternacht!
2020-05-30
An diesen Tag wird sich die Gemeinde der UKW-DXer noch lange erinnern: Mit kurzen Unterbrechungen war das 144-MHz-Band am 29.5. von etwa 0900 UTC bis 0000 UTC, also 0200 h MESZ, per Sporadic E offen. Die DX-Cluster-Auswertung bei gooddx.net verzeichnet insgesamt knapp 1650 QSO-Meldungen.
Los ging es gegen 0900 UTC mit einer Öffnung von Malta und später Süditalien nach DL/PA/G, in SSB kamen 9H1TX und 9H1BN durch. Im Verlaufe kamen dann auch QSOs mit F und ON dazu. Ab circa 1020 UTC ging dann das Band zwischen Spanien und dem Balkan auf. Von nun liefen auf 2 m stundenlang ES-QSOs fast kreuz und quer durch Mittel- und Südeuropa: YO nach EA6, DL nach EA/CT/CN, G nach IT9.
Plötzlich tauchten auch Stationen aus Algerien auf – und D4VHF! OP EA8FF an der Station auf den Kapverden loggte ES-QSOs mit I, F und G. Darüber hinaus wurde er auch in DL, OK und sogar SP (Warschau) gehört. Dem Vernehmen nach kamen leider keine Zweiwegverbindungen nach SP und OK zustande, was vor allem angesichts der fast 5700 km zwischen HK76MU und KO02 sehr bedauerlich ist.
Die Ursache liegt in den chaotischen Verhältnissen auf 144,174 MHz in FT8, wo viele OM munter durcheinander CQ rufen, statt sich an Konventionen zur Vermeidung von gegenseitigen Störungen zu halten: Mitteleuropa sollte deshalb stets in den geraden Perioden CQ rufen (also tx 2nd)! D4VHFs Anrufe gingen bei der Gegenstation im QRM unter.
Zeitweise war aus DL praktisch ganz Spanien zu arbeiten, wie man beim Drehen übers SSB-Band erkennen konnte. Alle 5 – 10 kHz ein S9-Signal aus EA1 bis EA7. Positiv fällt auf, dass endlich wieder ein Großteil der QSOs in SSB lief, was gerade bei den für ES-typischen hohen Feldstärken enorme Vorteile bringt: Das QSO ist viel schneller komplett – und man hat weniger lokales QRM, da man ja das gesamte Subband nutzen kann.
FT8 ist nur sinnvoll bei schwächsten Signalen, wie sie beispielsweise in der Kombination ES und Tropo-Duct oder vielleicht bei Doppel-Hop-QSOs vorkommen – oder bei einer Ionisierung der E-Schicht, die gerade mal an der Grenze der Reflexionsfähigkeit liegt.
Während sich manch OM nach vielen Stunden im Shack dann erholte und vielleicht die schönen QSO-Erfolge feierte, machte die E-Schicht aber noch nicht Feierabend: Tatsächlich ging das Band gegen 2230 UTC – also bereits 0030 Uhr am 30.5. – abermals auf, nun von PA und DL wieder Richtung EA und CT. Die letzten QSOs werden um 2345 UTC vermeldet. Danach sank die MUF endgültig unter die 144 MHz – oder die OM waren schlicht zu müde zum weiterfunken. Ein ausführlicher Bericht zum 29.05. erscheint im UKW-QTC in der Juliausgabe des FUNKAMATEUR.
Bernd Mischlewski, DF2ZC
