US-Universität schließt nach 157 Jahren – wegen Ransomware
2022-05-17
Ransomware ist eine Bedrohung für alle und jeden: Alle Daten sind verschlüsselt, nur für einen hohen Preis sollen sie angeblich wieder zugänglich werden. Doch weil oft die Daten gar nicht verschlüsselt, sondern einfach nur gelöscht werden, hat es keinen Sinn, dieses "Lösegeld" zu zahlen.
Für das Lincoln College, eine ländliche Hochschule im US-Bundesstaat Illinois, die seit 157 Jahren existiert und etwa 1100 Studenten hatte, ist ein Ransomware-Angriff aus dem Iran nun das, was ihr Schicksal besiegelt hat: Sie sperrt zu, wie The Register berichtet. Laut dem Schließungsschreiben behinderte der Angriff im Dezember 2021 den
Zugang zu allen institutionellen Daten, unterbrach die Zulassungen und
schaltete auch noch die Systeme für die Beibehaltung der Studenten, die
Mittelbeschaffung und die Rekrutierung von Studenten ab. Persönlichen Daten wurden nicht erbeutet.
Die Wiederherstellung der Systeme kostete zwar weniger als 100 000 US-Dollar. Doch nach der vollständigen Wiederherstellung im März 2022 zeigten die Prognosen erhebliche Einschreibungsdefizite, die eine Spende oder Partnerschaft erfordern, um das Lincoln College über das laufende Semester hinaus zu erhalten. Alle Versuche, Geldmittel zu beschaffen, Vermögenswerte zu verkaufen, Arbeitsplätze zu konsolidieren und andere Geldbeschaffungsmaßnahmen zu ergreifen, brachten nicht die 50 Millionen US-Dollar ein, die für den Fortbestand der Hochschule erforderlich gewesen wären.
Nachdem die Uni die Wirtschaftskrise von 1887, einen großen Brand auf dem Campus im Jahr 1912, die Spanische Grippe von 1918, die Weltwirtschaftskrise, den Zweiten Weltkrieg, die globale Finanzkrise von 2008 und vieles mehr überstanden hat, sorgte COVID-19 für einen starken Rückgang der Einschreibungen: Die Studenten verschoben ihren Studienbeginn bzw. ließen sich beurlauben. Der Ransomware-Angriff war nun der Abschluss.
Das Lincoln College hat sich mit Einzelheiten über den Angriff zurückgehalten. Es bleibt die Frage, ob die Universität alles getan, hatte, um ihre Systeme und Nutzer zu schützen?
Regelmäßige Backups, die dann auch für Ransomware-Attacken nicht zugänglich sein dürfen, sind hier wichtig, denn Ransomware kann auf so vielen Wegen in ein Computersystem gelangen, dass auch Firewalls und Virenscanner einen solchen Vorfall nicht sicher verhindern können.
DL2MCD