Funkamateur spürt verschollene Satelliten auf
2020-07-07
OM Scott Tilley, VE7TIL, interessiert sich für unterschiedlichste Teile des Funkspektrums. Er macht 2-m-EME und beobachtet die VLF-Frequenzen unter 9 kHz. Und er sucht nach verschollenen Satelliten.
Von Amateurfunk-Satelliten wie OSCAR 7 kennt man es, dass diese manchmal nach ihrem Verstummen später doch noch einmal zum Leben erwachen, weil der Akkumulator zwar nicht mehr funktioniert, doch die Solarmodule und der Sender noch einwandfrei sind. Ähnliches kann auch mit kommerziellen und militärischen Satelliten geschehen. Nach diesen sucht VE7TIL und wird immer wieder fündig.
So konnte Tilley 2018 ein Signal von einer NASA-Sonde namens IMAGE auffangen, zu der die Raumfahrtbehörde 2005 den Kontakt verloren hatte. Mit Tilleys Hilfe gelang es der NASA, diesen wieder herzustellen, wenn auch leider nicht dauerhaft.
Der älteste Satellit, den er fand, war der Transit 5B-5 von 1965, ein nuklearbetriebener Navigationssatellit der US-Marine, der die Erde immer noch auf einer polaren Umlaufbahn umkreist. Er wird noch von einigen Funkamateuren angepeilt.
Doch dann hörte er von LES-5, einem experimentellen militärischen UHF-Kommunikationssatelliten, gebaut vom Lincoln Laboratory des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dieser wurde 1967 gestartet. Ein anderer Funkamateur hatte 2016 LES-1 wiederentdeckt und LES-5 wäre der älteste noch funktionierende Satellit in einer geostationären Umlaufbahn.
Beim Durchsuchen des Internets fand er Informationen über die Funkfrequenzen von LES-5 im Militärband bei 230 MHz. Um hier zu empfangen, musste er jedoch eine eigene Antenne, Vorverstärker und Filter aufbauen. Das dauerte… Am 24. März 2020 wurde Tilley schließlich fündig: Obwohl der Satellit offiziell 1972 abgeschaltet wurde, sendet er noch Telemetrie-Signale.
Ob der Transponder auch noch funktioniert, ist unbekannt: Das MIT möchte auch heute noch keine Informationen über die Funktionsweise des Militär-Satelliten herausgeben.
DL2MCD