Vor 30 Jahren: "Geborgtes" Betriebssystem wird zum PC-Standard
2011-07-28
Es war zu einer Zeit, wo der Normalbürger bei dem Wort "Maustreiber" vielleicht an eine moderne Version des "Rattenfängers von Hameln" gedacht hätte oder an einen Kammerjäger, doch nicht an etwas Technisches. IBM wollte 1981 einen eigenen Personal Computer herausbringen, um Apple Konkurrenz zu machen, doch fehlte noch eine Kleinigkeit: Das Betriebssystem.
Das in jenen Tagen auf professionellen Computern mit Z80-Prozessor übliche Betriebssystem CP/M auf den für den IBM-PC benutzten Prozessor anzupassen, wäre am Naheliegendsten gewesen, doch wollte Digital Research, der Lieferant von CP/M, hierfür zuviel: 240 Dollar sollte CP/M für den IBM-PC kosten.
Eine kleine Firma namens Micro Soft (in jenen Tagen noch getrennt geschrieben) hatte bereits den BASIC-Interpreter für den IBM-PC namens GWBASIC geliefert und IBM auch günstig ein selbst entwickeltes und bereits Ende 1980 lieferbares Betriebssystem dazuverkaufen wollen: Xenix, ein Unix-Derivat.
Da jedoch Xenix für den 8-Bit-Prozessor 8088 des IBM-PC ungeeignet war, beschaffte sich Microsoft stattdessen ein anderes Betriebssystem, QDOS ("Quick and Dirty DOS", deutsch: "schnell und schmutzig programmiertes Disketten-Betriebssystem") von Seattle Computer Products bzw. deren Mitarbeiter Tim Paterson. Eigentlich nur als Mietlizenz.
Doch verkaufte Microsoft innerhalb kürzester Zeit selbst Lizenzen dieses Betriebssystems, das zumächst als 86-DOS verkauft wurde, später dann als MS-DOS oder (mit dem IBM-PC) als PC-DOS. Dies begründete das uns heute bekannte Software-Imperium. Die Rechte für den Weiterverkauf von QDOS/MS-DOS/PC-DOS hatte Bill Gates am 27. Juli 1981 erworben - vor 30 Jahren.