Weltraumwetter und Eisenbahn
2023-12-27
Sonnenstürme können den Funkverkehr lahmlegen, Polarlichter auslösen, Astronauten in der ISS oder auf Missionen zu den Planeten gefährden, und auch die Strahlenbelastung im Flugverkehr erhöhen. Doch die Eisenbahn? Die fällt zwar schon wegen eines umgestürzten Baumes oder wegen eines bald in Rente gehenden Gewerkschaftsfunktionärs aus. Doch wegen Sonneneruptionen?
Aber ja: Die Signalisierung ebenso wie der Betrieb erfolgen elektrisch – und die Strecken sind lang. Auf diesen kann sich einiges an Energiedifferenz ansammeln.
Wissenschaftler der Universität Lancaster schreiben in einem kürzlich veröffentlichten Aufsatz, dass ein geomagnetisch induzierter Strom (GIC), der durch eine Sonneneruption oder einen koronalen Massenauswurf verursacht wird, so wie erst Anfang diesen Monats, hier bereits kritisch ist: Er kann Zugsignale sowohl auf die sichere (Strecke ist frei und wird als belegt gemeldet) als auch auf die gefährliche Seite (Strecke ist belegt und wird als frei gemeldet) umkippen lassen. Kritisch sind hierbei Strecken in Ost-West-Richtung. Die Schwellenwerte in einem Modellversuch waren weitaus geringer als ein elektrisches Feld, das bei Sonnenstürmen im Jahr 1982 zu Störungen bei schwedischen Zügen führte.
Während Luftfahrt, Kraftwerks- und Stromnetzbetreiber an Störungen aus dem All ebenso denken wie alle Telekommunikationsanbieter, haben die Bahnunternehmen sich hierum bislang kaum Gedanken gemacht. Vor der Elektrifizierung der Bahnstrecken bestand keine Gefahr, doch jetzt könnten stärkere Jahrhundertereignisse nicht nur beim irdischen Wetter durchaus massive Probleme auslösen.
DL2MCD