WSPR und MH370: Ein erledigter Fall
2022-01-06
Immer wieder gibt es in der Fach- und Publikumspresse Nachrichten darüber, dass Logdaten des WSPR-Datennetzes bei der Lokalisierung von Flugzeugen helfen können. Insbesondere geht es darum, den tatsächlichen Absturzort des Fluges MH370 festzustellen. Diese Bemühungen laufen im Wesentlichen darauf hinaus, in den archivierten WSPR-Logdaten "ungewöhnliche" Pegelsprünge und Frequenzänderungen ("Drift") festzustellen und diese Reflexionen bestimmten Flugzeugen zuzuschreiben ("Aircraft Scatter").
Untersuchungen von Experten konnten zeigen, dass dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Das liegt vor allem in der Kurzwellenausbreitung selbst, bei der Pegeländerungen von 30 dB innerhalb weniger Sekunden eher die Regel als die Ausnahme darstellen. Da bei den bisherigen Untersuchungen am WSPR-Datenmaterial jedoch der örtliche und zeitliche Zustand der Ionosphäre nicht bekannt ist - er wird im professionellen OTH-Radar-System parallel erfasst und aus dem Empfangssignal herausgerechnet -, lassen sich Pegelsprünge allein aus dem Summensignal kaum eindeutig zuordnen. Ein weiterer Grund besteht auch in der Art, wie WSPR-Daten empfangen, gesendet, ausgewertet und gespeichert werden sowie in der geringen Sendeleistung.
Dass es dennoch immer wieder Versuche gibt, WSPR-Archivdaten für solche weitgehenden und aufsehenerregenden Aussagen heranzuziehen, hat jetzt Prof. Joe Taylor, Physik-Nobelpreisträger (1993), Entwickler von WPRS (2008) und Träger das Horkheimer-Preises (2019) auf explizite Anfrage hin in den Bereich der Scharlatanerie verwiesen:
"Wie ich bereits mehrfach geschrieben habe, ist es verrückt zu glauben, dass historische WSPR-Daten dazu verwendet werden könnten, den Kurs des verunglückten Fluges MH370 zu verfolgen. Oder, was das betrifft, den jedes anderen Flugzeugs ... Ich verschwende meine Zeit nicht damit, mit Pseudowissenschaftlern zu streiten, die nicht verstehen, was sie tun."
Quelle:
https://mh370.radiantphysics.com/2021/12/19/wspr-cant-find-mh370/#comments
Tnx Info Nils Schiffhauer, DK8OK, der dazu selbst umfangreiche Untersuchungen auf seiner Website präsentiert.