Editorial FUNKAMATEUR 5/2025
Rechtzeitig handeln
Wenn es um Vorsorge geht, denken die meisten Menschen hierzulande wahrscheinlich zuerst an Gesundheit und Alterssicherung. Andere beschäftigt die Frage, was nach ihrem Ableben mit ihren Besitztümern geschehen soll.
Doch darum soll es in diesem Editorial nicht gehen. Vielmehr sei der Leser dieser Zeilen daran erinnert, dass in wenigen Monaten wieder einmal ein großer Umbruch in der Informationstechnik ansteht: Microsoft stellt am 14. Oktober dieses Jahres den Support für das Betriebssystem Windows 10 bis auf einige wenige spezielle Versionen, die für den privaten Endkunden nicht erhältlich waren, endgültig ein.
Bei seiner Veröffentlichung im Jahr 2015 sollte Windows 10 aufgrund des Software-as-a-Service-Konzeptes (zu deutsch: Software als Dienstleistung) sowie des kontinuierlichen Ausrollens von Feature-Upgrades stets auf dem neuesten Stand und angeblich die "letzte Version von Windows für den Anwender" sein. Doch steht seit Oktober 2021 und somit bereits seit dreieinhalb Jahren das Nachfolgesystem Windows 11 zur Verfügung. Zwar hat dieses inzwischen einen Großteil seiner üblichen "Kinderkrankheiten" abgelegt, dennoch erfreut es sich bei den Nutzern nicht der gleichen Beliebtheit wie sein Vorgänger. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren.
Der Zwang zur Verwendung eines Microsoft-Onlinekontos zur Benutzeranmeldung und zur Nutzung von Cloud-Dienstleistungen werden nicht unschuldig daran sein. Hinzu kommen das Ausrollen von neuen, nicht immer vom Anwender gewünschten Zusatzfunktionen wie KI-Copilot und die damit gestiegenen Hardwareanforderungen. Genau hier liegt für viele Privatanwender das Problem. Ohne wirklichen Gegenwert wird noch perfekt brauchbare Hardware wie schon bei den vorherigen Versionswechseln wahllos zu Elektroschrott degradiert. Und das in einer Zeit, die von wirtschaftlichen Unsicherheiten, unterbrochenen Lieferketten, willkürlich erhöhten Zöllen und damit von drastischen Preissteigerungen geprägt ist.
Die Alternativen zur Neuanschaffung liegen auf der Hand: Der Umstieg auf ein Betriebssystem wie Linux oder BSD, was meist an der eigenen Bequemlichkeit und dem Festhalten an bestimmten Anwendungen scheitert, oder der Wechsel auf macOS, obwohl Apple beim Abschneiden alter Zöpfe noch rigider vorgeht als Microsoft. Oder man verwendet einfach weiterhin das alte System, getreu dem Motto "Never change a running system …".
Letzteres mag für den einen oder anderen Privatanwender möglicherweise noch akzeptabel sein. Im Unternehmensumfeld ist es allerdings undenkbar. Abgesehen von rechtlichen Vorgaben sorgen hier meist schon die Hersteller von betriebswirtschaftlichen und vielen anderen Fachanwendungen durch einen vorgegebenen Update-Zyklus für ein rechtzeitiges Umsteigen auf eine aktuelle Betriebssystemversion – zumeist schon lange vor dem endgültigen Ende des Lebenszyklus der bisher verwendeten.
Egal wofür man sich letztendlich entscheidet, es bleibt bis zum finalen Termin noch ein gutes halbes Jahr Zeit. Und die sollte man intensiv für eine rechtzeitige Vorsorge für den Tag des Support-Endes nutzen.
Ronny Kunitz
Systemadministrator