Editorial FUNKAMATEUR 8/2022
Ham Radio 2022 – richtig und wichtig
Nach zweijähriger coronabedingter Pause fand zum "gewohnten" Termin am letzten Juniwochenende erneut eine Ham Radio statt. Endlich war es wieder soweit, und das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die von über 10 000 anderen Funkamateuren aus aller Welt.
Und wie verlief die Ham Radio 2022? Ich meine, die Veranstaltung war ein Erfolg. Ja, es gab in diesem Jahr augenscheinlich mehr Besucher, die nur einen Tag auf der Messe verbrachten, aber sie waren da! Ja, der Flohmarkt – in zwei jeweils zu einem Viertel abgehängten Hallen – war sichtlich kleiner und manch einen vertrauten Anbieter vermisste man vielleicht, aber schlecht war der Flohmarkt in keinem Fall. Ja, das Vortragsprogramm war, verglichen mit anderen Jahren, vielleicht etwas "dünner" und weniger techniklastig, was dem einen oder anderen Messebesucher sauer aufstieß. Und es fehlten in der Halle A1 leider etliche namhafte Händler. Die Gründe für ihr Fernbleiben erschlossen sich den Besuchern kaum, aber es war wirklich schade. Ebenso fiel die Contest-University der kurzen Vorbereitungszeit zum Opfer. Aber sind dies alles K.-o.-Kriterien für eine solche Veranstaltung? Ich finde, sie sind es nicht.
Die Messeorganisation in diesem Jahr bedeutete für alle Beteiligten eine Herausforderung. Während sonst das Motto gilt "Nach der Messe ist vor der Messe", stand erst im späten Frühjahr fest, dass es wieder eine Ham Radio geben würde. Was das Organisationsteam in der zur Verfügung stehenden Kürze der Zeit noch auf die Beine gestellt hat, konnte sich sehen lassen. Das schreibe ich nicht, weil ich ein – wenn auch kleiner – Funktionsträger im DARC e.V. bin. Es war einfach richtig und wichtig, die Messe, so wie sie möglich war, auf die Beine zu stellen.
Gab es Highlights im Jahr 2022? Ja, reichlich. Auf der Aktionsbühne im Foyer waren dies neben zahlreichen Ehrungen der Contester und Clubmeister auch die Verleihung des Shears-Awards für den OV im DARC e.V. mit dem größten Mitgliederzuwachs. Zudem gab es einzelne Vorträge, bei denen der jeweilige Vortragsraum aus allen Nähten zu platzen drohte.
Seit einiger Zeit bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass die Zukunft unseres Hobbys auch dadurch maßgeblich bestimmt wird, wie man uns in der Öffentlichkeit wahrnimmt. Denn eine Zunft, die es u.a. fertigbringt, einmal im Jahr eine internationale Messe zu veranstalten, die bis zu 15 000 oder fast 20 000 Besucher an den Bodensee zieht, nehmen unsere Gesprächspartner in den Ministerien, bei der BNetzA oder der Industrie anders wahr, als eine Gruppe von Bastlern, von denen man eher wenig hört oder sieht. Deswegen wünsche ich mir, dass auch 2023 eine Ham Radio stattfindet, dass dort die Spitzentechniker aus unseren Reihen fundierte technische Präsentationen anbieten, dass es zwei volle Flohmarkthallen geben wird, und dass die potenten Amateurfunkhandelshäuser sowie Hersteller wieder in gewohnter Präsenz das Bild der Messe abrunden.
Was braucht es noch für eine erfolgreiche Ham Radio 2023? Ein engagiertes Team beim Veranstalter! Ich denke, das ist vorhanden. Es braucht die potenten Händler und Gerätehersteller, die in gewohnter "Mannschaftsstärke" präsent sein müssen. Und dann braucht es Besucher. Das sind auch Sie, liebe Leser! Sehen Sie das Positive einer solchen Veranstaltung und honorieren sie das Engagement der Veranstalter, Verkäufer und Vortragenden durch Ihren Besuch. Denn dann wird auch die Messegesellschaft Friedrichshafen der Ham Radio eine Zukunft geben.
Auf Wiedersehen in Friedrichshafen 2023
Dipl.-Ing. Peter John, DL7YS