Editorial FUNKAMATEUR 12/2024
Krisenvorsorge und Amateurfunk
Krisenvorsorge ist ein Thema, das die einen interessiert und die anderen nicht. Ich zähle mich zur ersten Gruppe, was in meinem Bekanntenkreis zum Teil mit einem Lächeln quittiert wird. Angemessene Vorkehrungen für Situationen zu treffen, in denen das gewohnte Leben aufgrund äußerer Umstände nicht oder nur noch eingeschränkt möglich ist, sehe ich jedoch als überaus wichtig an. Dass vorbeugende Maßnahmen durchaus begründet sind, zeigen die diesbezüglichen Broschüren des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, deren Lektüre ich jedem empfehle.
Auslöser für Notlagen gibt es viele, selbst in Deutschland bleiben wir davon nicht verschont. Die Flut im Ahrtal 2021, die Sturmflut im Oktober des vergangenen Jahres hier an der Ostseeküste, aber auch länger zurückliegende Ereignisse wie der extreme Winter zum Jahreswechsel 1978/79 in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind einige Beispiele. Eine weitere Bedrohung besteht in gezielten Cyberangriffen auf unsere Kommunikations- und Energieversorgungsstruktur.
Doch, was hat das alles mit dem Amateurfunk zu tun? Nun, ob durch Unwetter oder Menschen verursacht – der Ausfall der Kommunikations- und Energieversorgungsinfrastruktur, im schlimmsten Fall gar ein großflächiger Blackout, sind in unserer von Technologie abhängigen Welt eine Katastrophe, denn die zur Hilfeleistung erforderlichen Kommunikationsmöglichkeiten reduzieren sich damit rapide.
Welchen Stellenwert der Amateurfunk in solchen Situationen einnehmen kann, zeigten im Winter 1978/79 Funkamateure aus Schleswig-Holstein, die durch die Aufnahme des Notfunkbetriebs eine wichtige Stütze bei der Koordination der Hilfskräfte waren. Auch Fälle, in denen CB-Funker wertvolle Unterstützung geben konnten, sind bekannt geworden.
Um meine Gemeinde in solchen Situationen zu unterstützen, erarbeitete ich einen Plan für ein Bürger-Notfunknetz. Dieses soll die Kommunikation mit der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr zum Zweck der Anforderung von Hilfe als auch die Bürgerinformation sicherstellen. Die Grundlage bilden PMR446- und Freenet-Funkgeräte. Modelle, die AA- oder AAA-Primärelemente zur Stromversorgung nutzen, eignen sich hierzu ganz besonders und sollten nach meiner Ansicht in keinem Haushalt fehlen. Für die Untersuchung der Ausbreitungsmöglichkeiten, um auch die weit außerhalb liegenden Gehöfte einzubinden oder um bei Bedarf die Wehren der Nachbargemeinden erreichen zu können, verwende ich Radio Mobile von VE2DBE; praktische Erkundungen ergänzen diese Analyse.
Darüber hinaus kann ich meine eigene Technik nutzen, um die Kommunikation über große Entfernungen sicherzustellen. Hier setze ich in erster Linie auf unsere VHF- und UHF-Repeater. Sofern diese dann noch zur Verfügung stehen, kann man darüber Funkamateure in ganz Schleswig-Holstein und im südlichen Dänemark erreichen. Auch die Kurzwelle ist einbezogen. Eine besondere Rolle kommt hierbei Winlink zu, einem globalen Netzwerk zum Austausch von E-Mails zwischen Funkamateuren; mehr dazu in dieser Ausgabe ab Seite 946. Ein Multimode-CB-Funkgerät rundet meine Ausrüstung ab. Die Stromversorgung der Station wird über mehrere AGM-Akkumulatoren und Photovoltaik sichergestellt und bei Bedarf unterstützt ein 5-kW-Dieselgenerator, der auch einen 12-V-Ausgang besitzt. Übrigens: Eine sinnvolle Ergänzung für Notfunk-Bürgernetze können LoRa-Funkverbindungen mittels der Projekte Meshtastic (siehe FA 4/24) oder MeshCom sein.
Derartige Maßnahmen nutzen jedoch nur dann etwas, sofern man auch andere Funkamateure erreichen kann. Daher ist es sinnvoll, wenn möglichst viele Freunde des Amateur- und Hobbyfunks prüfen, wie sich ihre Technik für Krisensituationen einsatzbereit machen lässt.
Frank G. Sommer, DC8FG